Wien (OTS) – Trotz unerfüllter Auflagen wurde die endgültige
Baugenehmigung für das umstrittene Wasserkraftwerk Belo Monte im
Amazonas erteilt. Die entwicklungspolitischen Organisationen Südwind
und die Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar fordern die
österreichische Andritz AG auf, sich aus dem Projekt zurückzuziehen.

Nur wenige Tage vor dem Internationalen Tag der Umwelt
(05.06.2011) hat die brasilianische Umweltbehörde (IBAMA) grünes
Licht für den Bau des Wasserkraftwerkes Belo Monte erteilt. Das
Kraftwerk am Xingu-Fluss soll das drittgrößte seiner Art weltweit
werden, seine Auswirkungen auf Menschen und Umwelt sind extrem
umstritten. Große Flächen des Regenwalds werden geflutet,
Zehntausende von Menschen vertrieben.

Die endgültige Baugenehmigung war von IBAMA bei der Erteilung der
Vorlizenz Anfang 2010 von der Erfüllung von etwa 40 Bedingungen
abhängig gemacht worden. Die staatliche Indigenen-Behörde FUNAI hatte
weitere 26 Auflagen erteilt. IBAMA stellte nun aber die
Baugenehmigung aus, ohne die vollständige Erfüllung der Auflagen
abzuwarten. Dieser Schritt wurde mit Verbesserungen am Projektplan
durch das Betreiberkonsortium Norte Energia und durch die Zusage von
Finanzmitteln für abfedernde ökologische und soziale Maßnahmen
argumentiert.

„Zigtausende Indigene und Kleinbauernfamilien werden völlig von
den wirtschaftlichen Interessen übergangen. Sie fürchten um ihre
Existenz, sie wissen nicht was, wann passieren wird und ob oder wie
sie entschädigt werden. Das ist menschenunwürdig!“ empört sich
Christina Schröder von Südwind. Sie war im Februar im Amazonas, um
sich vor Ort ein Bild von der Situation der Betroffenen zu machen

Vom Bau des umstrittenen Kraftwerks profitieren wird hingegen der
österreichische Anlagenbau-Konzern Andritz AG. In einem Konsortium
mit der deutschen Voith und französischen Alstom konnte sie sich
Aufträge für Turbinen und technisches Equipment in dreistelliger
Millionenhöhe sichern. Durch die nun erteilte Baugenehmigung werden
die bereits unterzeichneten Lieferaufträge schlagend.

Erst Anfang April hatte die Interamerikanische
Menschenrechtskommission (IACHR) dringend an die brasilianische
Regierung appelliert, das Lizenzierungsverfahrung wegen der
Verletzung der Rechte der betroffenen indigenen Völker auszusetzen
und die notwendigen Anhörungen nachzuholen. Dies wurde von der
Regierung erbost zurückgewiesen.

„Die brasilianische Regierung macht einmal mehr klar: Auflagen,
Menschenrechte, Umweltgesetzte hin oder her – wir bauen! Die
Einsprüche der Betroffenen aber auch jene von Staatsanwaltschaft,
internationalen Menschenrechtsorganen und der Wissenschaft werden
einfach in den Wind geschlagen. Die Andritz AG beteuert, sie
analysiere im Detail nicht nur technische und kommerzielle Risiken,
sondern auch Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit, soziale und
kulturelle Aspekte. Dem wird sie nicht gerecht, wenn sie jetzt bloß
mit der vorhandenen Genehmigung argumentiert. Ernst gemeinte
Unternehmensverantwortung muss darüber hinaus gehen!“ fordert Herbert
Wasserbauer von der Dreikönigsaktion.

Bereits im März haben Südwind und die Dreikönigsaktion eine
Email-Protestaktion gegen eine Beteiligung der Andritz AG an der
Errichtung von Belo Monte gestartet, an der sich weit über 3.000
Menschen in Österreich beteiligt haben. Aus aktuellem Anlass rufen
sie zur Solidarität mit den Völkern des Amazonas auf und fordern
einen verantwortungsvollen Umgang mit Menschen und Umwelt. Die
Petition kann unter www.dka.at/belomonte, bzw. unter
www.suedwind-agentur.at unterschrieben werden.

Rückfragehinweis:

~
Herbert Wasserbauer, Dreikönigsaktion
Tel.: (01) 4810991 46
Mobil: 0676/88 011 – 1086
E-Mail: herbert.wasserbauer@dka.at
www.dka.at

Christina Schröder, Südwind
Tel.: (01) 405 55 15 301
Mobil: 0676/750 77 76
E-Mail: christina.schroeder@suedwind.at
www.suedwind-agentur.at
~

Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/1581/aom

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