Aktueller Heizkostenvergleich der Österreichischen Energieagentur zeigt, wie teuer das Heizen in einem durchschnittlichen österreichischen Einfamilienhaus ist
Die Österreichische Energieagentur präsentiert ihren aktuellen Heizkostenvergleich. Darin werden nicht nur die Brennstoffpreise, sondern alle anfallenden Kosten der Heizsysteme inklusive Investitions- sowie Wartungs- und Instandhaltungskosten gegenübergestellt. So wird einfach ersichtlich, wie viel in einem durchschnittlichen österreichischen Einfamilienhaus für das Heizen bezahlt werden muss. Doch nicht nur die Kosten werden verglichen, sondern auch durch Heizsysteme verursachte CO2-Emissionen, die einen direkten Einfluss auf die Umwelt haben.
„Unsere aktuellen Berechnungen zeigen, dass Heizen mit Erdgas-Brennwertsystemen in allen Gebäudeklassen am preisgünstigsten ist. Vergleicht man die reinen Energiekosten ohne Investitionen in System, Wartung und Instandhaltung, schneiden Wärmepumpen am besten ab“, fasst Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, einige Ergebnisse des Heizkostenvergleichs zusammen. „In Sachen Klimaschutz punkten ganz klar Biomassesysteme, die mit Scheitholz oder Pellets betrieben werden. Die höchsten CO2-Emissionen weisen Öl- und Gas-Brennwertsysteme auf, die auf fossilen Energieträgern basieren“, so Traupmann weiter. Die CO2–Emissionen eines Öl-Brennwertsystems sind dabei um bis zu 43-fach höher als beim Scheitholz. Das sind bis zu zehn Tonnen pro Jahr.
Deutlich geringere Heizkosten und CO2-Emissionen bei sanierten Gebäuden
„Sehr starke Auswirkung hat die thermische Qualität: Im Vergleich zum unsanierten Gebäude sind die Heizkosten im sanierten Einfamilienhaus bei allen Heizsystemen im Durchschnitt um 44% niedriger, auch die CO2Emissionen sinken um 46%“, erklärt Traupmann.
Heizen mit Erdgas-Brennwertsystemen am günstigen
Werden die Vollkosten (Brennstoff-, Investitions- sowie Wartungs- und Instandhaltungskosten) betrachtet, ist das Heizen mit Erdgas-Brennwertsystemen am günstigsten. Gründe dafür sind die geringen Investitions- und Instandhaltungskosten sowie ein hoher Systemnutzungsgrad. Die jährlichen Vollkosten liegen im Neubau bei rund 2.900 Euro, im sanierten Gebäude bei rund 3.000 Euro und im unsanierten Gebäude bei über 4.500 Euro.
Das teuerste Heizsystem sowohl im thermisch sanierten als auch im unsanierten Einfamilienhaus ist die Wärmepumpe auf Basis Sole/Wasser mit Erdsonde. Dafür ausschlaggebend sind hohe Investitions- und Wartungskosten. Im Neubau ist das Heizen mit Pellets am teuersten, da auch hier die Investitions- und Wartungskosten hoch sind und zusätzlich der Systemnutzungsgrad bei geringer Wärmeanforderung stark abfällt.
Wärmepumpen mit geringsten Energiekosten, Fernwärme am teuersten
Werden nur die Energiekosten verglichen (Investitionskosten plus Kosten für Wartung und Instandhaltung werden nicht berücksichtigt), sind Wärmepumpen am günstigsten. Die höchsten Energiekosten weisen hingegen Fernwärmesysteme auf. Die Energiekosten von Fernwärmesystemen sind mit 1.319 Euro im Jahr im Vergleich zur Wärmepumpe auf Basis Sole/Wasser mit Erdsonde mit 719 Euro im Jahr massiv höher (Neubau). Diese Technologie erfordert allerdings relativ hohe Investitionskosten.
Scheitholz: Niedrige Vollkosten, geringe CO2-Emissionen
Werden sowohl finanzielle Kriterien (Vollkosten) als auch Klimaschutzaspekte (CO2-Emissionen) berücksichtigt, so schneidet das Scheitholz-System sehr gut ab. Im Vergleich zu den anderen Heizsystemen erfordert das Scheitholz-System jedoch immer einen erhöhten Betriebsaufwand für den Nutzer, auch sind die Kosten heuer leicht gestiegen.
Ranking der kostengünstigsten Systeme (2017, Platz 1 geringste Vollkosten)
Einfamilienhaus unsaniert
1. Erdgasbrennwert 2. Brennholz 3. Fernwärme 4. Wärmepumpe Luft/Wasser 5. Pellets 6. Öl-Brennwert 7. Wärmepumpe Sole/Wasser
Im Vergleich zum Vorjahr* findet sich Erdgas auf Platz 1 (2016 Brennholz). Das ist durch einen leichten Anstieg des Preises für Brennholz zu erklären, wogegen die Preise für Erdgas sanken. Öl-Heizungen haben sich auf Grund des höheren Öl-Preises ins hintere Mittelfeld verschoben.
Details & Grafik:
https://www.energyagency.at/fakten-service/heizkosten/thermisch-unsaniertes-gebaeude.html
Ranking Einfamilienhaus thermisch saniert:
1. Erdgasbrennwert 2. Fernwärme 3. Brennholz 4. Pellets 5. Öl-Brennwert 6. Wärmepumpe-Luft/Wasser 7. Wärmepumpe-Sole/Wasser
Im Vergleich zum Jahr 2016 sind die Investitionskosten von Pellets-Systeme gefallen, wohingegen alle anderen Systeme sich im Preis verteuert haben. Aus diesem Grund sind Pellets-Systeme im Vergleich zum letzten Jahr vom letzten Platz ins Mittelfeld vorgerückt.
Details & Grafik:
https://www.energyagency.at/fakten-service/heizkosten/thermisch-saniertes-gebaeude.html
Ranking Neubau
1. Erdgasbrennwert 2. Wärmepumpe-Luft/Wasser 3. Fernwärme 4. Öl-Brennwert 5. Brennholz 6. Wärmepumpe-Sole/Wasser 7. Pellets
Im Jahresvergleich bleiben Erdgasbrennwertsysteme auf dem ersten, Pellets auf dem letzten Platz. Öl-Brennwertsysteme rücken – auf Grund des Preisanstiegs von Heizöl – von Platz zwei (2016) ins Mittelfeld.
Details & Grafik:
https://www.energyagency.at/fakten-service/heizkosten/neubau.html
Details zum Heizkostenvergleich
Der Heizkostenvergleich der Österreichischen Energieagentur ist ein Vollkostenvergleich, welcher Brennstoff-, Investitions- sowie Wartungs- und Instandhaltungskosten berücksichtigt (Förderungen werden nicht angerechnet). Doch nicht nur die Kosten werden verglichen, sondern auch durch Heizsysteme verursachte CO2-Emissionen, welche einen direkten Einfluss auf die Umwelt haben.
Da Heizkosten nicht nur vom gewählten Heizungssystem sondern auch maßgeblich von der thermischen Qualität des Gebäudes abhängig sind, wird ein charakteristisches Einfamilienhaus (Nutzfläche 118 m2) als Referenzgebäude definiert und die Vollkosten für die Beheizung für folgende Fallbeispiele ermittelt:
- unsaniert, mit einem Heizwärmebedarf von 175 kWh/m2a
- thermisch saniert, mit einem Heizwärmebedarf von 75 kWh/m2a
- Neubau, mit einem Heizwärmebedarf von 50 kWh/m2a
Die Auswahl der zu vergleichenden Heizsysteme erfolgt mit dem Fokus den Stand der Technik – derzeit am häufigsten neu installierte Heizsysteme in Einfamilienhäusern in Österreich – abzubilden. Folgende Heizsysteme werden miteinander verglichen:
- Fernwärme
- Erdgas-Brennwert
- Öl-Brennwert
- Scheitholz
- Pellets
- Wärmepumpe – Luft/Wasser
- Wärmepumpe – Sole/Wasser mit Erdsonde
Da die tatsächlichen Investitionskosten von Heizsystemen im Einzelfall sehr stark variieren können, werden die Investitionskosten in einer Maximal- und einer Minimalvariante berechnet.
Die Maximalvariante basiert auf einer kompletten Neuausstattung des Gebäudes mit einem neuen Heizsystem. Es wird also davon ausgegangen, dass das gesamte Heizungssystem – vom Heizkessel bis zum Wärmeabgabesystem – neu installiert wird und keine vorhandenen Altkomponenten des bisherigen Heizsystems weiter genutzt werden können.
Im Unterschied dazu basiert die Minimalvariante auf der Annahme, dass der gleiche Energieträger weiter genutzt wird und funktionsfähige Komponenten (z.B. Wärmeabgabesystem, Gasanschluss bei Gasheizungen oder Öl-Tank bei Ölheizungen) weiter verwendet werden können.
Die aktuellen Berechnungen erfolgen auf Basis der Energiepreise von Jänner 2017 und der Investitionskosten von November 2016.
Wissenschaftliche Methodik
Die energetische Bewertung der Modellgebäude sowie der Heizsysteme basiert auf den derzeit gültigen Normen bzw. Richtlinien. Für die ökonomische Bewertung wurde die Annuitätenmethode nach ÖNORM M7140 bzw. VDI 2067 herangezogen. Grundlage dieser Methode ist die Zinseszinsrechnung. Ausgehend von den auf einen bestimmten Zeitpunkt bezogenen Kosten (Barwert), die auf drei Kostengruppen – kapitalgebundene Kosten (Investitions- und Installationskosten), verbrauchsgebundene Kosten (Brennstoffkosten) und betriebsgebundene Kosten (Wartungs- und Instandhaltungskosten) – aufgeteilt sind, werden die durchschnittlichen Jahreskosten (Annuitäten) berechnet. Diese durchschnittlichen Jahreskosten (Annuitäten) der Investition werden über den Betrachtungszeitraum (Nutzungsdauer der Investition) unter Berücksichtigung des Kalkulationszinsfußes und der jeweiligen Preissteigerungsrate berechnet. Methodik, Annahmen und Ergebnisse wurden mit Vertretern der Heizungsbranche und den jeweiligen Energieversorgern diskutiert.
Der aktuelle Heizkostenvergleich ist online auf der Website der Österreichischen Energieagentur zu finden:
http://www.energyagency.at/fakten-service/heizkosten.html
Über die Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency
Die Österreichische Energieagentur (AEA) liefert Antworten für die Energiezukunft. Sie berät auf wissenschaftlicher Basis Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung. Die strategischen Schwerpunkte des Kompetenzzentrums für Energie liegen dabei auf der visionzero einer fossilfreien Zukunft, der Transformation des Energiesystems in Richtung Energieintelligenz und den damit verbundenen Umbrüchen in den energierelevanten Branchen. Im Vordergrund steht die Forcierung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energieträgern im Spannungsfeld zwischen Wettbewerbsfähigkeit, Klima- und Umweltschutz sowie Versorgungssicherheit. Die Österreichische Energieagentur ist national und international tätig. Sie entwickelt Strategien für eine nachhaltige und sichere Energieversorgung, führt Beratungen und Schulungen durch und ist die Vernetzungsplattform für die Energiebranche. Die Österreichische Energieagentur setzt klimaaktiv – die Klimaschutzinitiative des BMLFUW – operativ um und koordiniert die verschiedenen Maßnahmen in den Themenbereichen Mobilität, Energiesparen, Bauen & Sanieren und Erneuerbare Energie. Zudem betreibt die Österreichische Energieagentur im Auftrag des BMWFW die Nationale Energieeffizienz-Monitoringstelle.
ENERGY 2027>> 40 Jahre Österreichische Energieagentur
Das Jubiläumsjahr der Österreichischen Energieagentur steht ganz im Zeichen der Energiezukunft: Wie werden wir im Jahr 2027 global und lokal Energie erzeugen, verteilen und nutzen? Der Zeitraum scheint kurz, aber angesichts der disruptiven und exponentiellen Entwicklungen ist heute nicht absehbar, wie unsere Energie-Welt in zehn Jahren tatsächlich aussieht und vor welchen Herausforderungen sie dann stehen wird.