Wien (OTS) – „Um den Klimawandel als größte Herausforderung für
die Menschheit bewältigen zu können, sind weder Gigantomanie in der
Energieerzeugung noch Zentralismus die richtigen Lösungsansätze. Die
Wirtschaft muss sich vielmehr an Kriterien der Regionalität,
Menschengerechtigkeit, Naturverträglichkeit und Überprüfbarkeit
ausrichten, wie es das Modell der Ökosozialen Marktwirtschaft
vorzeichnet.“

Davon zeigte sich NR-Abg. Franz Glaser,
Vorstandsvorsitzender des Instituts für Umwelt. Friede und
Entwicklung (IUFE), gestern abend bei einer Diskussionsveranstaltung
des IUFE überzeugt.

„In den letzten zwanzig Jahren hat in der Wirtschaft das reine
Streben nach Profitorientierung die Oberhand gewonnen. Das begünstigt
wirtschaftliche Krisen und Umweltzerstörung, birgt aber auch sozialen
Explosionsstoff“, stellte der frühere Vizekanzler und Präsident des
Ökosozialen Forums, Josef Riegler, fest. Er plädierte für ein
Wirtschaftssystem, in dem ökologische und soziale Folgekosten vom
jeweiligen Verursacher zu übernehmen sind und in dem das Steuer- und
Abgabensystem nachhaltiges Wirtschaften belohnt statt benachteiligt.

„Für mich ist es völlig unbegreiflich, dass noch immer keine
weltweite Finanztransaktionsabgabe eingeführt worden ist“, so
Riegler. „Sie würde das verhängnisvolle Spekulantentum eindämmen, das
Gewicht wieder mehr auf die Realwirtschaft legen und Einnahmen für
wichtige globale Aufgaben wie die Entwicklungszusammenarbeit
ermöglichen.“ Scharfe Kritik übte Riegler auch an den noch immer
existierenden „Steueroasen“, die Steuerflucht auf Kosten der
Allgemeinheit begünstigen.

„Wir brauchen nicht nur Ordnung auf den Finanzmärkten, sondern auch
soziale und ökologische Mindeststandards, die global für alle gelten
müssen“, forderte der ehemalige Vizekanzler. In der UNO fehle ein
Gremium, das sich diesen ökosozialen Fragen widme und ähnliches
Gewicht habe wie der UN-Sicherheitsrat. Zu überlegen wäre auch die
Einrichtung einer Art „Weltsteuerbehörde“.

Zwtl.: Stagl: Kohlenstofffreie Wirtschaft wird langfristig
unausweichlich

Für ein weltweites Regelungssystem für Investmentbanken, Fonds und
Stiftungen trat auch die Umweltökonomin Sigrid Stagl von der
Wirtschaftsuniversität Wien ein. „So weiter zu wirtschaften wie
bisher, wird den Klimawandel noch mehr beschleunigen. Ohne
gravierende Änderungen im Wirtschaftssystem wird weltweit die
Durchschnittstemperatur um vier Grad steigen, was Massenmigration,
Konflikte und Verödung auslösen wird. Um das abzuwenden, müssen wir
uns de facto auf eine kohlenstofffreie Wirtschaft umstellen.“ Eine
rein technologische Methode, die CO2-Anreicherung in der Atmosphäre
zu bewältigen, sei jedenfalls nicht zu erwarten, so Stagl.

Angesichts der vielen Globalisierungseffekte sei eine
„Re-Regionalisierung“ notwendig, stellte Günther Humer, der
Nachhaltigkeitskoordinator des Landes Oberösterreich, fest.
Grundlagen dafür seien neue Formen der Demokratisierung und der
Einbindung der Zivilgesellschaft. „Von kleinen Gruppen gehen in den
Regionen oft große Impulse aus. Neue Modelle wie Bürgerstiftungen,
Regionalwährungen oder Regionalfonds sollten daher eine Chance
bekommen“, so Humer. Ohne die Regionalpolitik der vergangenen
Jahrzehnte wären viele Gegenden Österreichs jedenfalls bereits
entvölkert.

„Statt jede Verantwortung nur auf die Politik zu schieben, sollte
jeder bereit sein, bei sich selbst anzufangen und sein Lebens- und
Konsumverhalten zu ändern“, resümierte Bernadette Gruber vom
Ökosozialen Studierendenforum. Diese Plattform widmet sich vor allem
der Frage, wie nachhaltiges Verhalten und Arbeiten unter Studierenden
forciert werden kann.

Die Veranstaltung fand als Kooperation des Institut für Umwelt –
Friede – Entwicklung mit dem Ökosozialen Studierendenforum und der
Politischen Akademie der ÖVP statt.

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