Fachkräfte sind ein entscheidender Faktor, damit der Ausbau der erneuerbaren Energie sowie der Energienetze gelingen kann. Österreich braucht dafür eine langfristige Strategie.
Ziele erreichbar ?
Um die Ziele der Energiewende bis 2030 zu erreichen, müssen in den kommenden Jahren 200 Umspannwerke neu errichtet oder ausgebaut werden, das Stromsystem braucht 12.000 zusätzliche Trafo-Stationen und 40.000 Kilometer an zusätzlichen Stromleitungen. Die Netzbetreiber können diese gewaltige Herausforderung nur bewältigen, wenn es gelingt, den derzeit bestehenden Fachkräftemangel zu überwinden. Auf dieses Problem wies der Geschäftsführer von Netz Burgenland, Florian Pilz, beim Energiepolitischen Hintergrundgespräch des Forums Versorgungssicherheit am 2. März 2023 hin.
Die Sprecherin des Forums Versorgungssicherheit, Brigitte Ederer, nennt den Fachkräftemangel ein „Problem für den gesamten Wirtschaftsstandort, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen fehlen auch in den Industrie- und Gewerbebetrieben, die sich mit Green Energy befassen. Eine simple Lösung von heute auf morgen wird es dafür nicht geben, wir brauchen längerfristigen Strategien.“
Zeitenwende in der Energieversorgung
Die Transformation zu einem CO2-neutralen Energiesystem sieht Netz-Burgenland-Geschäftsführer Pilz als „Zeitenwende“. Früher bestand die Aufgabe der Verteilernetze im Wesentlichen darin, Strom von einigen wenigen großen Kraftwerken zu den Verbrauchern zu transportieren. Mit der Umstellung auf erneuerbare Energien gibt es nunmehr eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Produzenten, die vernetzt werden müssen. Zudem sind aus vielen Verbrauchern „Prosumer“ geworden, die Strom sowohl aus dem Netz beziehen als auch dort einspeisen, manche haben sich auch zu Erneuerbaren Energiegemeinschaften zusammengeschlossen. Die komplexen Aufgaben, die aus dieser neuen Konstellation entstehen, müssen von den Verteilernetzen gemanagt werden. Weitere Herausforderungen stehen noch bevor, so etwa die sogenannte Sektorkopplung, also die Vernetzung der bisher getrennten Systeme Strom, Gas, Wärme und Mobilität.
Ausbau, Ertüchtigung, Digitalisierung
Damit die Verteilernetze die Aufgaben der Zukunft bewältigen können, müssen sie sowohl ausgebaut als auch technologisch aufgerüstet werden. Für diesen Ausbau bleibt nicht viel Zeit, schon in 8 Jahren soll das Stromsystem in Österreich so weit transformiert sein, dass der gesamte Bedarf national bilanziell aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden kann. „Unsere Ausbaupläne liegen fertig vor und werden bereits zügig in Angriff genommen“, betont Pilz, „doch wir müssen uns ernsthaft Sorgen machen, ob wir auch ausreichend viele qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen finden, die das umsetzen können.“ Schon jetzt sind zahlreiche Stellen unbesetzt, eine Bestandsaufnahme unter den fünf Verteilernetzbetreibern des Forums Versorgungssicherheit (Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich) ergab, dass aktuell rund 100 Mitarbeiter:innen gesucht werden. Am drückendsten ist der Mangel naturgemäß bei Elektrotechnikern und -technikerinnen, doch werden ebenso IT-Expert:innen und Fachkräfte für Netzwerk-Security gesucht, ebenso Smart Meter Administrator:innen sowie Menschen mit Erfahrung in Automatisierung und Digitalisierung sowie Kräfte für Verwaltung und Kundenbetreuung.
Attraktive Arbeitsplätze
Netz Burgenland hat über die kurzfristige Suche nach Arbeitskräften hinaus eine längerfristige Strategie entwickelt, um Menschen für die Arbeit beim Verteilernetzbetreiber zu interessieren und bestehende Mitarbeiter im Unternehmen zu halten. Pilz: „Ausbildung ist ein wichtiger Faktor, nicht nur bei Lehrlingen. Wir versuchen, Fachkräfte frühzeitig an uns zu binden, indem sie ihre Spezialqualifikation im Unternehmen erwerben.“ Gemeinsam mit dem Land Burgenland wird auch versucht, Mädchen und junge Frauen verstärkt für technische Berufe zu interessieren.
Kooperationen mit Universitäten und Fachhochschulen sollen Studierenden die Möglichkeit geben, schon während ihres Studiums die Netzbetreiber als potenzielle Arbeitgeber kennenzulernen.
Eine wichtige Rolle kommt auch der Zufriedenheit am Arbeitsplatz zu, weiß Pilz: „Wir versuchen, uns als guter Arbeitgeber zu positionieren, denn so etwas spricht sich herum, zudem können wir damit bestehendes Personal im Unternehmen halten.“ Flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren, haben deshalb hohen Stellenwert.
Nicht zuletzt bemüht sich Netz Burgenland auch um ältere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – der Wunsch nach früher Pensionierung soll gar nicht erst aufkommen. Deshalb gibt es Weiterbildungsangebote für jede Altersstufe, ergonomisch gestaltete Arbeitsplätze zum Erhalt der Gesundheit sowie Möglichkeiten, durch Altersteilzeit sich nur allmählich zurückzuziehen.
„Wir müssen die Kräfte bündeln und wollen auch mit anderen Branchen zusammenarbeiten“, appelliert Florian Pilz abschließend, „es muss allen ein Anliegen sein, dass die Energiewende nicht durch Arbeitskräftemangel gefährdet wird.“
Das Forum Versorgungssicherheit ist die gemeinsame Plattform von fünf Verteilernetzbetreibern: Wiener Netze, Netz Niederösterreich, Netz Burgenland, Linz Netz und Netz Oberösterreich.
Erklärungen zu dieser Presseaussendung von energie-und-umwelt.at :
Was bedeutet „Versorgungssicherheit“ :
Im Rahmen der Energieversorgung bedeutet Versorgungssicherheit, dass eine ausreichende Menge an Energie bereitgestellt werden kann, um die Nachfrage zu decken und das Funktionieren der Gesellschaft und Wirtschaft zu gewährleisten. Die Versorgungssicherheit ist somit eine zentrale Anforderung an die Energieversorgung und ein wesentliches Element für eine stabile und verlässliche Energieversorgung.
Um eine Versorgungssicherheit zu erreichen, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden, wie beispielsweise die Verfügbarkeit von Ressourcen, die Leistungsfähigkeit von Energieanlagen, die Infrastruktur für Transport und Verteilung von Energie sowie die Bedarfsprognosen für Energie. Es ist wichtig, dass die Energieversorgung für alle Verbraucher zu jeder Zeit verfügbar ist und dass Ausfälle oder Unterbrechungen minimiert werden.
Die Versorgungssicherheit wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, wie beispielsweise geopolitische Risiken, Naturkatastrophen oder technische Störungen. Daher ist es wichtig, dass die Energieversorgung durch entsprechende Maßnahmen und Strategien abgesichert wird, wie beispielsweise durch den Einsatz von verschiedenen Energiequellen und -technologien, die Reduzierung von Energieverbräuchen oder die Entwicklung von Energiespeicher- und -übertragungssystemen.
Insgesamt ist die Versorgungssicherheit ein wichtiger Aspekt für die Energieversorgung und spielt eine zentrale Rolle für die Stabilität der Gesellschaft und Wirtschaft. Es ist notwendig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und somit eine stabile und verlässliche Energieversorgung zu ermöglichen.
Was sind Fachkräfte?
„Fachkräfte“ ist ein Begriff, der in der Arbeitswelt verwendet wird und sich auf Personen bezieht, die über eine spezifische Ausbildung oder Berufserfahrung in einem bestimmten Bereich verfügen. Es handelt sich um Arbeitskräfte, die aufgrund ihrer Qualifikationen und Fähigkeiten in der Lage sind, komplexe Aufgaben in ihrem Fachgebiet auszuführen und somit einen höheren Beitrag zum Erfolg des Unternehmens zu leisten.
Fachkräfte sind in der Regel aufgrund ihrer Ausbildung oder ihres Studiums in einem bestimmten Fachgebiet qualifiziert, beispielsweise in den Bereichen Ingenieurwesen, Informatik, Medizin, Handwerk oder Handel. Sie haben spezielle Kenntnisse und Fähigkeiten erworben, um spezifische Aufgaben auszuführen, und können diese Fähigkeiten auch in unterschiedlichen Kontexten anwenden.
Fachkräfte sind für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, da sie einen wesentlichen Beitrag zur Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit leisten. Sie tragen dazu bei, die Qualität und Effizienz von Prozessen zu verbessern und somit die Kosten zu senken. Darüber hinaus tragen sie zur Entwicklung und Umsetzung von Innovationen bei und verbessern somit die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens.
Insgesamt sind Fachkräfte ein wichtiger Bestandteil der Arbeitswelt und spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg von Unternehmen und Organisationen. Es ist wichtig, in ihre Ausbildung und Weiterbildung zu investieren, um sicherzustellen, dass sie auf dem neuesten Stand der Technik und Methoden bleiben und somit einen hohen Beitrag zur Produktivität und Innovation leisten können.