Die gerade in Deutschland verabschiedete Kennzeichnungspflicht für Neuwagen stößt auf massive Kritik. Eigentlich sollten die Käufer an der Kennzeichnung, die dieselbe ist wie für Kühlschränke oder Geschirrspüler, erkennen können, ob ein Auto einen hohen Spritverbrauch hat oder energieeffizient ist. Doch durch die Berechnung der Effizienz mithilfe des Gewichts wird die Bewertung zur Farce. Schwere Geländewagen sind plötzlich umweltfreundlich, während verbrauchsarme Kleinwagen zu Umweltsündern mutieren.
Diese Politiknachrichten verheißen mal wieder nichts Gutes. Der CO2 Ausstoß eines Autos soll ins Verhältnis zu seinem Gewicht gesetzt werden, um die Energieeffizienzklasse zu ermitteln. Grundsätzlich hört sich der Versuch, den Energieverbrauch von Neuwagen zu ermitteln und dem Verbraucher verständlich aufzuzeigen, sehr gut an, doch an der Umsetzung hapert es gewaltig.
Nein zum Beschluss
Umwelt- und Autoverbände zeigen sich in seltener Eintracht. Sie lehnen das Konzept der Bundesregierung zur Kennzeichnung von Neuwagen ab. Ziel war es, den Verbraucher mit einer Bewertung, ähnlich der von Elektrogeräten, zu zeigen, wie klimafreundlich ein Wagen ist. Dieses System hat sich bei Kühlschrank und Co. bereits bewährt, scheint also ein gutes Vorbild für Autos zu sein. Wäre es auch gewesen, wenn nicht die Bewertungsgrundlage ungünstig gewählt worden wäre. Eingeteilt in die Klassen A bis G zeigt der Bewertungsbogen, wie viel CO2 im Verhältnis zum Gewicht ausgestoßen wird. Das bevorzugt vor allem schwere Geländewagen, die dank ihres hohen Gewichts wesentlich besser abschneiden als dies bei anderen Bewertungskriterien der Fall gewesen wäre. So kommt es, dass ein PS-starker und spritschluckender Offroader in derselben Klasse landet, wie ein Kleinwagen, der nur die Hälfte wiegt und wesentlich weniger Benzin verbraucht. Die Klimafreundlichkeit am Gewicht festzumachen ist eindeutig der falsche Ansatz, denn gerade durch die Einsparung von Kilos kann die CO2 Emission und der Spritverbrauch deutlich gesenkt werden.
Fragwürdiger Kurs
Es scheint, als wäre die Bundesregierung vor der Lobby der Automobilindustrie eingeknickt. Denn schließlich dominieren vor allem die deutschen Hersteller den Markt für große Limousinen und mächtige Geländewagen, während Hersteller aus Frankreich, Italien und Fernost vor allem kleine Fahrzeuge produzieren, die wenig CO2 ausstoßen. Die Politiknachrichten zeigen, dass dies auch jenseits der Grenze so gesehen wird. In einer Stellungnahme der französischen Regierung an die EU-Kommission wird das deutsche Vorgehen als „lügnerisch“ bezeichnet und unterstellt, dass dies eine Strategie sei, um den freien Warenverkehr zu behindern. Es ist nicht das erste Mal, dass der Kurs der deutschen Regierung bei der Bewertung von Automobilen für Ärger sorgt. Schon bei den Vorgaben der EU zum Flottenverbrauch von Neuwagen sorgte die Bundesregierung dafür, dass die Berechnungsgrundlage zugunsten der deutschen Hersteller verändert wurde.
Bildquelle: Maik Grabosch / pixelio.de
1 Comments