Die steigende Popularität der E-Mobilität verändert unsere Gesellschaft und stellt sie vor neue Fragen und Herausforderungen. Zunehmend offensichtlich wird dabei die Frage: Wie viel Strom verbrauchen wir durch den Betrieb unserer E-Autos eigentlich? Was macht das auf finanzieller Ebene aus? Schließlich schafften Diesel- und Benzinmotoren in den vergangenen Jahrzehnten unfassbare Verbesserungen bei Verbrauch und Effizienz. Interessenten der noch jungen E-Mobilitätsbranche stellt das deshalb vor die Frage: Kann ich mir die Stromrechnung nach dem Kauf meines ersten E-Boliden überhaupt noch leisten?

Die Stromrechnung auf 100 Kilometer

E-Tankstellen berechnen ihre Preise zumeist anhand der Ladezeit und des Ladevolumens. Wer möglichst viel in kurzer Zeit tankt und damit lange auskommt, fährt also am günstigsten. Die Preise bei Elektro-Tankstellen sind jedoch sehr unterschiedlich gestaltet. Es macht deshalb am meisten Sinn, einen Durchschnittswert an der Tankstelle zur Berechnung zu verwenden. Als Beispiel benötigt der Nissan Leaf circa 15 bis 17 Kilowattstunden Strom pro 100 Kilometer. Die Stromrechnung an der Tankstelle beläuft sich im Schnitt auf etwa 29,6 Cent pro Kilowattstunde. Damit zahlt man ungefähr 4,44 Euro auf 100 Kilometer. Gerade bei der E-Tankstelle können die Kosten allerdings von der Einschätzung abweichen. Etwa kann man bei intensiver Nutzung durch ein Abonnement Geld sparen. Ein Beispiel dazu aus Deutschland: Der Anbieter ENTEGA, mit 3.000 Ladestationen deutschlandweit der größte E-Tankstellenbetreiber, bietet beispielsweise für 30 Euro monatlich erheblich günstigere Konditionen pro Kilowattstunde an.

Wie attraktiv sind die Kosten hier gegenüber den traditionellen Fahrzeugen? Beispielsweise beim Nissan Qashqai hat man einen Verbrauch von 5,6 Liter pro 100 Kilometer. Wählt man die dieselbetriebene Variante, zahlt man zum Beispiel in Wien derzeit circa 1,20 Euro pro Liter. Somit würde man 6,72 Euro auf 100 Kilometer bezahlen – Der Vergleich macht deutlich, dass man hier signifikant Geld spart. Auf 100 Kilometer sind das 2,28 Euro. Fährt man 30.000 Kilometer jährlich, erspart man sich so circa 680 Euro pro Jahr. Zu beachten ist außerdem, dass die Kalkulation des Strompreises in unserem Beispiel pessimistisch orientiert ist. Der günstigste Anbieter in Österreich etwa liefert Strom um etwa 13,3 Cent pro kWh, in der Schweiz bezahlt der durchschnittliche Haushalt umgerechnet 20,4 Cent.

Was realistisch pro Monat an Stromkosten anfällt

Angenommen, Herr Müller bezahlt die vorher genannten 4,44 Euro pro 100 Kilometer, demnach 29,6 Cent pro Kilowattstunde. Durch seinen Beruf hat er eine Anreise von 100 Kilometern zum Arbeitsplatz. Dadurch fallen unter der Woche 1.000 Kilometer an, am Wochenende fährt Herr Müller im Durchschnitt 300 Kilometer. Damit würde er bei 1.300 Kilometern wöchentlich auf Stromkosten von circa 230 Euro in einem Monat kommen. Bei einem Verbrauch von 5,6 Litern würde Herr Müller mit dem Dieselfahrzeug hingegen auf etwa 349 Euro kommen. Der Vergleich zeigt: Trotz Nutzung der E-Autos bleiben die Stromkosten überschaubar. Im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren spart man sich damit einiges an Geld.

Mit Photovoltaik das Auto laden – Ist das möglich?

Ja, das Aufladen mit der eigenen Solaranlage ist prinzipiell möglich. Wie funktioniert das in der Praxis? Prinzipiell kann man die Ladestation einfach durch die Solaranlage speisen. Genaue Kontrolle hat man durch Wallboxen (sie ermöglichen unter anderem schnelleres Laden), mit der man durch Steuermodule einstellen kann, das nur überschüssig produzierter Strom für den Ladevorgang verwendet wird. Das Auto mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage zu speisen macht wirtschaftlich mehr Sinn, als Überschüsse wieder ins Netz zu speisen. Gleichzeitig sollte man die tatsächlichen Erträge der Solaranlage genau kennen – durch den zusätzlichen Strombedarf dank E-Auto kann der Traum vom autarken Stromkreislauf bei einer zu schwachen Anlage schnell realitätsfern werden.

Finanzielle Vorteile dank E-Auto – Kann man so leicht Steuern sparen?

Der Staat Österreich begründet PKW-Steuern in der Regel mit dem Argument der geringen Umweltverträglichkeit. Gerade deshalb kann man als Besitzer eines E-Autos auch im Vergleich zu Modellen mit Verbrennungsmotor signifikant Geld sparen. Konkret fallen folgende Steuern bei Elektrofahrzeugen weg:

  • NoVa (Normverbrauchsabgabe): Sie fällt bei E-Autos komplett weg, bei Plug-In-Hybriden muss der Besitzer lediglich für den verbrennungsmotorischen Anteil NoVa bezahlen. Besonders Menschen, die auf E-Autos mit großen Motoren setzen, sparen im Vergleich viel.
  • Motorbezogene Versicherungssteuer: Eine weniger bekannte Abgabe, die sich aber über die Jahre summiert. Sie beträgt mindestens 6,20 Euro monatlich, maximal hingegen 72 Euro. Teuer wird die Steuer besonders dann, wenn der Hubraum des Wagens groß ist, die Leistung des Verbrennungsmotors hoch. Im Gegensatz zur NoVa spart man keine einmalige Summe im drei- oder vierstelligen Bereich, sondern kann je nach Ableistung der Versicherungsprämie (im Quartal, monatlich, etc.) mit geringeren Kosten rechnen.
  • Entscheidet man sich als Unternehmer für ein E-Auto, hat das ebenfalls steuerliche Vorteile. So fällt etwa der Sachbezug weg – Das macht in der Regel 1-2 Prozent des Fahrzeugpreis aus. Außerdem sind die E-Autos für den Unternehmer vorsteuerabzugsfähig.

Förderung für die Anschaffung eines E-Autos – Lohnenswert?

Die Gründe, warum der Staat E-Mobilität beliebter machenwill, sind vielfältig. Umweltfreundlichkeit, Vermeidung von Schadstoffen wie etwa giftige Stickstoffoxide und die Senkung des Kohlenstoffdioxidausstoßes sind nur einige Aspekte, weshalb die Regierung den Umstieg auf E-Autos unterstützt. Oftmals gibt es auch langfristige Intentionen. Schließlich sind fossile Rohstoffe wie Erdöl begrenzt verfügbar. Das kann für Länder ohne Rohölförderung in Krisenzeiten zu (Mobilitäts-)Problemen führen. Die Republik Österreich unterstützt den Umstieg auf das E-Auto dabei derzeit mit mehreren Förderungen.

Förderung beantragen können dabei sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen. Insgesamt kann man durch maximal 4.000 Euro Unterstützung von Auto-Importeuren und Bund profitieren. Konkret gibt es bis zu 1.500 Euro von erster Gruppe, maximal 2.500 Euro von Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (BMLFUW) und Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit). 

Installiert man eine Wallbox zu Hause, gibt es für den Ankauf zusätzlich bis zu 200 Euro Förderung. Sie ermöglicht schnelleres Laden und gibt dem Nutzer mehr Möglichkeiten, den Ladevorgang nach seinen Wünschen zu steuern. Gleichzeitig schütten jedoch auch einige Bundesländer zusätzlich Förderungen aus. In Niederösterreich gibt es bis zu 1.000 Euro Anschlussförderung, beim Kauf einer Wallbox kann der Förderungsbetrag maximal 1.000 Euro betragen.

In der Steiermark kann durch eine Fördersumme von maximal 5.200 Euro profitiert werden. Das setzt sich aus zwei Elementen zusammen. Einerseits gibt es wie vorhin beschrieben maximal 4.000 Euro dank Förderungen von Auto-Importeuren und Bund. Andererseits vergibt das Land Steiermark maximal 1.000 Euro zusätzlich bei der E-Auto Anschaffung. Setzt man gleichzeitig auf eine Wallbox, erhöht sich die zusätzliche Summe noch einmal um 200 Euro. Kauft man in Oberösterreich eine Wallbox, gibt es hierfür eine Förderung von bis zu 600 Euro.

Die Zukunft der E-Mobilität

Der Marktanteil der E-Mobilität in Deutschland verdeutlicht mit 0,75 Prozent, dass die Branche im deutschsprachigen Raum noch in ihren Kinderschuhen steckt. Gleichzeitig übersteigt zum Beispiel in Norwegen die Anzahl der neu angemeldeten E-Autos erstmals 2017 die der Vehikel mit Verbrennungsmotor. Nicht nur einzelne Gurus wie zum Beispiel Tesla-Chef Elon Musk stehen maßgeblich für den Fortschritt der Elektroauto-Branche. Es sind vor allem große Forscherteams im Hintergrund, die für die konstante Verbesserung der E-Auto-Technologie der Gegenwart und Zukunft verantwortlich sind.

Gastartikel von compera.at

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